Projekt TINUSA - Innovative Lösungen zur Gehirntumor-Resektion
Im Projekt TINUSA der BMBF DATIpilot-Community GRANNI arbeiten Teams der Klinik für Neurochirurgie, des Instituts für Robotik der Universität zu Lübeck der Söring GmbH und der Fraunhofer-Einrichtung für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik IMTE an innovativen Lösungen zur Verbesserung der Gehirntumor-Resektion
Der demografische Wandel stellt unsere Gesellschaft vor enorme Herausforderungen. Insbesondere das Gesundheitssystem wird durch die Verrentungswelle der „Babyboomer“ und die steigende Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen stark belastet. Prognosen zeigen, dass bis 2035 etwa 1,8 Millionen Stellen im Gesundheitswesen unbesetzt bleiben werden. Das Innovationsprojekt GRANNI reagiert auf diese Entwicklungen, indem es nachhaltige Medizintechniklösungen für eine alternde Gesellschaft fördert. Neben Prävention und Diagnostik müssen auch therapeutische Ansätze verstärkt das Alter berücksichtigen, z.B. bei Gehirn- und Rückenmarkstumoren, die vor allem zwischen 50 und 70 Jahren auftreten. Dies führt zu einem Anstieg notwendiger neurochirurgischer Eingriffe, was durch den Fachkräftemangel erschwert wird.
Im GRANNI-geförderten Teilprojekt TINUSA entwickeln Forschende des UKSH, der Universität zu Lübeck, der Söring GmbH und der Fraunhofer-Einrichtung IMTE zukunftsweisende Technologien zur Optimierung der Resektion von Gehirntumoren. Jährlich erkranken in Deutschland rund 30.000 Menschen an ZNS-Tumoren. Obwohl die mikrochirurgische Entfernung Standard ist, bleibt die präzise Abgrenzung zwischen Tumor- und gesundem Gewebe eine große Herausforderung.
Ziel von TINUSA ist es, die Resektion von Hirntumoren mithilfe intelligenter Ultraschall-Aspiratoren zu verbessern, um Tumorreste zu minimieren und funktionelle Schäden am gesunden Hirngewebe zu reduzieren. Diese Technologie soll langfristig als Basis für robotergestützte, teilautonome neurochirurgische Operationen dienen.
Bereits durch vorangegangene Projekte konnten grundlegende Algorithmen entwickelt werden, die elektrische Signale des Ultraschallaspirators nutzen, um Gewebearten zu unterscheiden. TINUSA wird diese Ansätze durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz weiterentwickeln und auf klinische Anwendungen vorbereiten. Das Fraunhofer IMTE bringt dabei mit dem Lübeck Innovation Hub for Robotic Surgery (LIROS) seine Expertise und Infrastruktur in die präklinische Evaluierung und Integration des Systems ein.
„Die Förderung ermöglicht es, die Vision robotergestützter, teilautonomer Systeme in der Neurochirurgie weiter voranzutreiben“, betont Dr. M.M. Bonsanto vom UKSH. „Das Projekt ist ein bedeutender Schritt in der neurochirurgischen Forschung und bietet neue Perspektiven für die Patientenversorgung.“ Projektleiter Dr.-Ing. Dennis Kundrat fügt hinzu: “Die enge Einbindung des Industriepartners Söring in das interdisziplinäre Forschungskonsortium von TINUSA ermöglicht die effektive Realisierung von kliniknahen Prototypen und damit einen direkten Weg in die zukünftige neurochirurgische Anwendung”
Die Konsortialpartner werden die Technologie in Forschungs-OPs und klinischen Studien testen, um sie praxisnah weiterzuentwickeln und ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern.
Dieses Projekt wird im Rahmen der Förderlinie „DATIpilot Innovationscommunities“ unterstützt. Fördernummer: 03DPC0712A
Kontakt
Fraunhofer-Einrichtung für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik IMTE
Dr.-Ing. Dennis Kundrat
Tel.: 0451 384448-133, dennis.kundrat@imte.fraunhofer.de